Weihnachten 2021 und das neue Jahr 

Ein Pandemiefest, mal wieder. Corona ist immer ein Gesprächsthema; mal eines mit einem Seufzer am Ende des Satzes, mal mit Sorge, Trauer oder gar Panik in der Stimme. Auf der Straße hört man die Wut der Unbelehrbaren und derjenigen, die sich von Gesellschaft und Staat sowieso schon allein gelassen fühlen. Manche hört man auch gar nicht.

Corona war und ist ein Katalysator: Schlechte Beziehung enden eher und sowieso Notwendiges duldet keinen Aufschub mehr: Digitalisierung zum Beispiel. Unter anderem frage ich mich, warum wir keine eindeutige, topaktuelle Impfstatistik haben. Warum ist es so schwer, die Daten von niedergelassen Ärzten, Impfzentren und Krankenhäusern ordentlich zusammen zu führen? Ohne gute Datengrundlage keine gute Politik, ohne massive Datenverarbeitung keine Spitzenforschung; zumindest keine, die so schnell einen neuartigen m-RNA Impfstoff hervorbringen kann.

Das Coronathema spült auch die Diskussion um die Beschaffenheit unseres Gesundheitssystems ganz nach oben im öffentlichen Diskurs. Überhaupt  Gesundheit, Leben, Tod, Maß und Sinn des Lebens. Beruhigend, dass wir nicht die ersten sind, die diese Gedanken haben. Schon in der Antike wird dem griechischen Mediziner Hippokrates folgender Satz zugeschrieben: „Wenn wir jedem Individuum das richtige Maß an Nahrung und Bewegung zukommen lassen könnten, hätten wir den sichersten Weg zur Gesundheit gefunden.“ Da lacht doch mein Sportlerinnenherz! Noch zu erwähnen wäre da natürlich auch „mens sana in corpore sano“ (lat. für „ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“); fehlt nur noch Konfuzius.

Also, gesetzt den Fall ich mache alles „richtig“: Ich ernähre mich gesund, ich bewege mich (nicht zu viel und nicht zu wenig), bin achtsam, freundlich, hilfreich, mache Yoga usw., bin ich dann zufrieden? Indem ich das schreibe, juckt es mich schon, ein bisschen böse zu sein, faul vorm Fernseher zu hängen, fette Schokoladentorte zu essen und ein bisschen weniger uniform-gut zu sein. Oh ja, Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Liebe, die durch den Magen geht! Bei mir ganz ohne schlechtes Gewissen.

In unseren Breitengraden ist Weihnachten sehr schokoladenhaltig und traditionell ein dunkles Fest und das macht ja auch einen Teil der Gemütlichkeit aus. Da ich Melancholie manchmal – mit und ohne Pandemie – als ein ganz reizvolles Gefühl erachte, ist mein Weihnachtsbild von Carl Blechen in diesem Jahr eher kalt und dunkel, vielleicht ein wenig bedrückend, aber mit diesem Schein von lichter Hoffnung in einer Natur, die unter der Last des Schnees erhaben und zerbrechlich zugleich wirkt.
Jetzt könnten noch ein paar Sätze zur Klimakrise und Schnee auf Kiefern kommen, aber ich verschone Euch.

Nun ist wohl der Punkt erreicht, an dem ich Euch allen ein helles, glückliches und gesundes Weihnachtsfest und eigenen guten Rutsch in 2022 wünschen sollte. Und wünscht man sich derzeit wirklich einen guten Rutsch oder im Angesicht von Omikron doch vielleicht besser einen milden Verlauf für das neue Jahr?

Wünschen wir uns jetzt am besten viel Glück, fette Geschenke und maximale Ablenkung vom Leid der Welt? Noch mal zurück zum fetten Weihnachtsessen und zur Zufriedenheit: Der österreichische Neurologe und Psychiater Viktor Frankl sieht es wie folgt: „Es ist nicht das Hauptanliegen des Menschen, Freude zu erreichen oder Schmerz zu verhindern, sondern in seinem Leben einen Sinn zu sehen.“ Worin auch immer man diesen findet…

Vielleicht sollte man sich also in diesen Krisenzeiten doch gegenseitig etwas tiefergehendes wünschen, nämlich ein sinnerfülltes neues Jahr! Ich wünsche es Euch! Namasté!

 

Und ganz zum Schluss noch ein schwedisches Weihnachtslied, nicht nur weil ich Schweden so mag,  sondern auch weil der Text so schön ist:

Tänd ett ljus
Tänd ett ljus och låt det brinna
Låt aldrig hoppet försvinna
Det är mörkt nu
Men det blir ljusare igen

Tänd ett ljus för allt du tror på
För den här planeten vi bor på
Tänd ett ljus för jordens barn

deutsche Übersetzung:
Entzünde ein Licht und lass es brennen
Lass die Hoffnung nie verschwinden
Jetzt ist es dunkel
Aber es wird wieder heller

Entzünde ein Licht für alles, an das du glaubst,
Für diesen Planeten, auf dem wir leben,
Entzünde ein Licht für die Kinder dieser Erde.

 

🎄