20 Jahre danach: WM Fukuoka und Goodwill Games Brisbane 2001

Kurz vor Weihnachten rief mich MDR-Reporter Jens Lampe an und fragte: „Antje, was war vor 20 Jahren?“ Ich stand total auf dem Schlauch und mir fiel erst einmal nichts ein. 2003, dachte ich, das Jahr meines Weltmeistertitels in Barcelona, ist doch noch nicht 20 Jahre her? Tief in meiner Erinnerung wurde ich dann doch noch fündig. Da gab es ja vorher noch einen WM-Titel über 4×100 m Freistil. Den MDR-Radiobeitrag zum Hören findet Ihr hier:

 

Auf der Suche nach einem Foto von dieser WM in Japan scheiterte ich an der Fotokiste auf dem Dachboden, aber immerhin die drei Medaillen waren nicht so schwer zu finden. (Ja, bei mir war das noch vor der digitalen Fotografie!)

Und während ich so in meiner nassen Vergangenheit wühlte, stieß ich zufällig auf die Goodwill Games von Brisbane aus demselben Jahr. Ursprünglich von Ted Turner als Reaktion auf den politischen Boykott der Spiele 1980 kreiert, fanden diese “Spiele” 2001 zum fünften und letzten Mal statt. 1998 in New York war ich auch schon einmal mit dabei gewesen.

Das besondere für uns Schwimmerinnen und Schwimmer war, dass wir nicht individuell, sondern in vier Teams gegeneinander antraten. Bei den Frauen waren es Gastgeber Australien, USA, “World All Stars” und “European All Stars”. Auf dem Treppchen stand ich am Ende neben Inge de Bruijn (Niederlande) und Johanna Sjöberg (Schweden). Wir sind uns z.B. auf Europameisterschaften sicher auch schon auf dem Siegertreppchen begegnet, aber niemals nebeneinander als Teil desselben Teams. Das Gefühl, für Europa mit all den großen Namen der anderen Länder zusammen in einem Team anzutreten, war unbeschreiblich. 1996 mit einem schwedischen Trainer (Glen Christiansen) bei den Olympischen Spielen in Atlanta, hatte ich mich schon als Europäerin gefühlt, doch spätestens bei den Goodwill Games bekam Europa eine neue, konkrete Bedeutung für mich. Mit demselben Ziel im Kopf, beginnt man ganz anders miteinander zu sprechen. Häufig stand gerade in Richtung Osteuropa die Sprachbarriere zwischen uns, doch in Brisbane haben wir auch diese besser überwunden. Unter dem Strich hatten wir 2001 sehr viel Spaß im schwimmbegeisterten Australien und einen 3. Platz bei diesen “Spielen”.

Ich wäre gern noch öfter unter blauer Sternchen-Flagge an den Start gegangen. Schade, dass es diese Form des internationalen Team-Events – wie z.B. den Davis Cup im Tennis – im Schwimmen nicht mehr gibt.