MEINE GRUNDÜBERZEUGUNG IN KURZ

Die Klimakrise, die ja keine Krise des Klimas an sich sondern ein Problem für Mensch und Tier ist, beschäftigt mich. Als Individuum kann ich natürlich etwas tun, aber aufzuhalten ist die Klimakrise nur systemisch durch politische Entscheidungen. Unsere und kommende Generationen können sich nicht wie in einem  Selbstbedienungsladen bewegen und Natur und natürliche Ressourcen ohne Achtung von Kreisläufen kompensationslos ausbeuten. Weiter zu produzieren und zu konsumieren ohne als Gesellschaft über die Folgen nachzudenken, ist Vogel-Strauß-Taktik und nicht zielführend.

Chancengleichheit und Gerechtigkeit sind mir wichtig. Auch weil ich ein Mensch bin, der einen schönen Spaziergang, ein gutes Buch, gutes Essen oder etwas Kulturelles gern genießt, halte ich Wohlbefinden und Wohlstand nicht für dasselbe, und unsere Gesellschaft ist für mich weit mehr als ihr BIP (Bruttoinlandsprodukt).

Apropos Indikatoren: In der Wirtschaft heißt es so schön: “Only what gets measured, gets managed.” Wenn nur auf Datengrundlage und Messungen hin größere Anpassungen vorgenommen werden, dann sollten wir für bessere Datengrundlagen sorgen und Indices benutzen, die Kriterien der Nachhaltigkeit beschreiben. Auch Regierungen und Verwaltungen können Daten besser zugänglich machen und selbstbesser nutzen, Stichwort data-driven governance. Es gibt noch so viel Potential!

MEIN FACHTHEMA: WANDEL – DIGITAL

Der digitale Wandel und die mit ihm einhergehenden Chancen und Risiken beschäftigen mich seit 2015. Ohne digitale Werkzeuge hätte ich aber auch einige Jahre zuvor nicht mit Hilfe von Hirnstrommessungen promovieren können. Wie man das Digitale mit den anderen drängenden Fragen unserer Zeit zusammen denkt, halte ich für eine wichtige wissenschaftliche, philosophische und politische Frage gleichermaßen.

Ich möchte, dass die Lösungen der digitalen Welt und der Wissenschaft dazu genutzt werden, unsere physische, reale Welt lebenswert und zukunftstauglich zu machen. Digitalisierung als nahtlose Fortführung der Industrialisierung oder als Selbstzweck macht für mich keinen Sinn und wäre kein Fortschritt.

Sachsen-Anhalt digital:

Um mich für eine bessere Digitalpolitik einzusetzen, war ich 2021 Direkt- und Listenkandidatin bei der Landtagswahl für Bündnis 90/Die Grünen.

Hauptthemen für mich auf Landesebene:

  • Digitale Infrastruktur: Grundlage sämtlichen modernen Datenaustauschs ist Glasfaser als energieeffizienteste, schnellste und nachhaltigste Technik. Konsequenter kombinierter Breitband-, Mobilfunk und WLAN-Ausbau und Leerrohrverlegung. Wir brauchen einen deutlich besseren Ausbau in Sachsen-Anhalt und Stärkung von kommunalem Engagement!
  • Digitale Bildung: Auch hier geht es um technische Infrastruktur, aber eben auch um Bildung in einer digitalen Welt. Beispielsweise finde ich für Grundschulkinder ein digitales Grundwissen wichtig, bevor sie ein eigenes Smartphone bekommen. Die Herangehensweise des Dagstuhl-Dreiecks, digitale Bildung inhaltlich immer von der gesellschaftliche-kulturellen Wirkungsperspektive, der technischen Funktionsperspektive (Algorithmen, Coding) und der Anwendungsperspektive gleichzeitig zu betrachten, bildet einen guten Rahmen.
  • Verwaltung modernisieren: Bürgerfreundlichkeit, effziente, konsequente, gemeinsame Verwaltungsdigitalisierung mit kommunaler Ebene; Stärkung der Digitalkompetenz. Effizienz ist kein Selbstzweck, aber digitales Arbeiten ist eine enorme Arbeitserleichterung für Beschäftigte, auch wenn die Übergangsphasen nicht einfach sind. Noch wichtiger ist, dass vollkommen digitale Services für Unternehmen und Bürger*innen so schnell wie möglich Realität werden sollen. Die Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes und von Open Data muss hohe Priorität haben. Schlagzeilen wie sie in der Pandemie die Gesundheitsämter machten, als sie noch per Fax arbeiteten, sollten wirklich bald Vergangenheit sein!
  • Digitalisierung intelligent umsetzen: Förderung von Open source, privacy & security by design für digitale Anwendungen
  • digitale Nachhaltigkeit: Klimaneutral zu wirtschaften gilt auch für die IT- und Digitalwirtschaft (Förderung von Green IT). Andersherum gilt jedoch auch: Ohne Vernetzung und Datenverarbeitung wird es kaum gelingen, unsere Wirtschaft klimaneutral und nachhaltig zu gestalten. Laut Bitkom-Studie können im besten Fall bis 2030 bis zu 120 Megatonnen CO2 durch konsequente Digitalisierung eingespart werden.
  • Digitale Agenda: Sie kann kein statisches Schriftstück sein, sondern ist eine große ministerielle Koordinationsaufgabe, beinhaltet Selbstreflektion, Fortbildung und viel Dialog mit Interessenvertreter*innen und Bürger*innen.

 

Mein Zugang zum Thema Digitalisierung:

Unterhalb der Benutzeroberfläche musste ich mich zum ersten Mal in meinem Studium begeben. Für die elektromagnetischen Messungen von Hirnraktivitäten braucht es Computerauswertungen und auch die gezeigten visuellen Impulse auf dem Bildschirm mussten zunächst programmiert werden. Zu meiner Diplomarbeit bekam ich ein Unix-Handbuch auf den Tisch geknallt, das ich zu lernen hatte, bevor die Technikerin mich weiter in die Geräte einzuweisen gedachte. Es war ein ganz schöner Crash-Kurs! Ich hätte so etwas lieber etwas ruhiger zuvor im Studium gelernt.

Politisch kam ich später zum Thema: Im Jahr 2015 begann ich mit den inhaltlichen Vorarbeiten zur Digitalen Agenda Sachsen-Anhalt und konzipierte unter Zeitdruck und mit sehr begrenzten Ressourcen den Digitalen Thesenanschlag und setze ihn auch für die Staatskanzlei um. Alle Bürgerinnen und Bürger sowie Fachleute aus Wissenschaft und Wirtschaft hatten die Chance, zu 108 Thesen zur Digitalisierung in Sachsen-Anhalt Kommentare, Fragen und Anmerkungen abzugeben. Dies bildete die Basis für die ersten Entwürfe und Abstimmungen innerhalb der Landesregierung. Zum ersten Mal wurde so die Bevölkerung vor einem Referentinnenentwurf mit einbezogen. Für mich war dieser Ansatz, “wisdom of the crowd” zu nutzen, die schnellste und effektivste Möglichkeit, mir ein Bild von der Lage im Land machen zu können.

Für den Blick über den Tellerrand nahm ich im Oktober 2015 auf europäischer Ebene für Sachsen-Anhalt am ICT-Kongress in Lissabon und teil. Und weil es in der Landesverwaltung keine Fortbildungen zum Thema gab, wurde ich gezwungen, die Möglichkeiten des Internets zu erkunden, was sein Gutes hatte. Der Online-Kurs “Internet History, Technology, and Security” der University of Michigan brachte mich einen großen Schritt weiter, Grundlagen zu lernen, die Kinder heute am besten in der Schule lernen sollten.

In der digitalen Welt ist man schnell an beiden Enden der Skala, im Kleinen, wo sich die sozioökonomischen Wirkung des digitalen Wandels beim jedem von uns bemerkbar macht und im Großen, wo sie die Welt gleichzeitig verbindet und auseinander zieht. Bei der India Conference on technology, security and society CYFY in Delhi habe ich 2016 die Wirkung sowohl des Werbe-Kapitalismus als auch der Kriegsführung in Zusammenhang mit Digitalisierung vor Augen geführt bekommen.

Als Mitarbeiterin der Staatskanzlei arbeitete ich in ressortübergreifenden Steuerungsrunden im Land sowie der Bund-Länder-Runde zur Künstlichen Intelligenz mit. Ich organisierte das Digitalisierungskabinett der Landesregierung.

POLITISCHE ERFAHRUNGEN

Der Denkansatz meiner Jugend war immer, die Welt zu begreifen. Deshalb wollte ich Wissenschaftlerin werden oder Philosophin. Danach zu streben zu erfahren, was frei nach Goethe “die Welt im Innersten zusammen hält” bleibt mein Interesse, wurde dann aber doch nicht mein Lebensprojekt.

Da ich im zarten Alter von 14 Jahren in die interntionalen Gefilde des Sports vordrang, bekam ich auch recht früh mit, was es bedeutet, regiert zu werden. Der “Sportregierung” stand immer ein – teilweise sehr alter – weißer Mann vor, im europäischen und im Weltschwimmverband, Deutschen Olympischen Sportbund sowie im Internationalen Olympischen Komitee. Wir hatten nie eine Alternative, als zu ihren Regeln zu spielen. Wären es nur die olympischen Gebote des fairen Miteinanders gewesen, so wäre es einfach gewesen.

Später hatte immerhin der Deutsche Schwimmverband eine Präsidentin. Sie kam jedoch aus dem Tanzsport und ihre Stöckelschuhe passten irgendwie nicht zu unseren Badelatschen. Wir Athleten hatten immer das Problem, keine Zeit für Politik zu haben, da wir ja trainieren mussten und uns nicht häufig genug treffen konnten. Wenn wir es dann doch einmal schafften, hatten elendig lange Mannschaftssitzungen häufig keine gute Motivationswirkung vor Wettkämpfen. Außerdem war es nahezu unmöglich geschlossen aufzutreten, weil es immer jemanden gab, dem der Mut fehlte, sich dem Verband entgegen zu stellen. Es gab auch viel Lobbying durch Sponsoren. Ich kämpfte z.B. dafür, nicht von einem Verbandsausrüster vorgeschrieben zu bekommen, in welcher Wettkampfbekleidung wir zu starten hatten. Uns Athleten fehlte damals auch die Möglichkeit Geld zu verdienen, wenn wir international keine eigenen Ausrüster und Sponsoren präsentieren konnten. Für den Schwimmanzug als “Sportgerät” und damit freie Markenwahl habe ich lange und mit persönlichem Einsatz und Erduldung herber Strafen gekämpft. Die Generation nach mir muss nun dafür nicht mehr kämpfen und ich bin froh darüber, dass mein Einsatz sich langfristig gelohnt hat.

Als ich dann Zeit für Sportpolitik hatte, also nach meiner Karriere, habe ich als ehrenamtliche Vizepräsidentin des Landesschwimmverbandes gearbeitet. Ab 2010 hatte ich mit Familie und Job leider keine Zeit mehr dafür. Beruflich hat es mich dann sogar einmal auf die Sportministerkonferenz verschlagen, wo ich Thomas Bach, der damals noch DOSB-Präsident war, gefragt habe, ob dem Schwimmverband mit zunehmend schlechten Leistungen bei Olympischen Spielen (2008) das Geld gekürzt würde. Er sagte nein. Dann wollte ich wissen, wie man denn überhaupt mit schlechten Leistungen umginge. Er sagte, es gäbe Zielvereinbarungen. Und wenn sie gebrochen würden? Keine Antwort. Da habe ich gelernt, dass Verantwortlichkeit in deutschen Sportverbandsstrukturen eine diffizile Sache ist. Die “richtige” Politik gefiel mir in dieser Hinsicht besser und auch wenn Veränderungen nicht immer schnell gehen, so sah ich doch Erfolge. Und es ist befriedigend zu sehen, wenn die eigenen Ideen von anderen aufgegriffen werden und sich als umsetzbar erweisen.

Einige Grundlagen der internationalen Politik, bzw. Governance durfte ich berufsbegleitend lernen. Ein Jahr lang studierte ich Europapolitik und zwei Wochen lang nahm ich 2012 an der Bucerius Summer School on Global Governance unter der Leitung von Theo Sommer und Wolfgang Ischinger teil. Ich war die erste Teilnehmerin aus Sachsen-Anhalt, die nominiert wurde, und profitiere noch heute vom Alumni-Netzwerk.

Ganz praktisch hat gute Politik viel mit vorausschauendem Denken und Handeln zu tun und dafür braucht es häufig übergreifende Ansätze. Digitalisierung ist per se übergreifend und kann als ein gutes Werkzeug für moderne Politik genutzt werden. Und selbst wenn es nicht um digitale Inhalte geht, wie z.B. bei der Industriekultur-Strategie, die ich 2020 gemeinsam mit Fachleuten erarbeitet habe, konnte ich mit moderner Arbeitskultur viel effizienter und bequemer arbeiten. Bei genannter Strategie den Blick zurück zur Industrielle Revolution zu wenden, öffnete mir auch den Blick nach vorn ganz neu. Und das Wort “modern” hat bei uns in Sachsen-Anhalt noch dazu eine besondere Bedeutung, denn modern waren schon die Ottonen und Martin Luther, aber zuletzt und explizit das Bauhaus in Dessau. Wie sich wohl die Protagonisten der Moderne von damals in der Netzwelt von heute bewegen würden? Wie würden sie sie gestalten? Wie knüpfen wir an diese Zeiten heute an?

Mir gefällt an Politik die thematische Vielfalt, die Möglichkeit, die Welt besser zu machen, und ich lerne gerne jeden Tag dazu!

„Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“

Max Frisch

WAS MICH BEWEGT

PRIVAT

Als Kind wollte ich immer ein Esel haben. Der Wunsch hat sich nie erfüllt und so begnüge mich seither mit meinem Drahtesel. Seit der fünften Klasse fahre ich im Alltag Fahrrad bei jedem Wetter. Ich bin gerne draußen und Langohren mag ich immer noch. Mir wird nie langweilig. Ich habe immer mehr Ideen und Projekte als der Tag Stunden hat.

SPORTLICH

Wettkämpfe habe ich hinter mir. Als Kind habe ich auch Volksläufe mitgemacht, bin sogar später mal ein Radrennen in Hamburg mitgefahren. Volleyball und Skifahren haben mir als Ausgleich zum Schwimmen immer Spaß gemacht. Die Schwimmerei selbst war eine grandiose Grenzerfahrung. Ich werde nie wieder so schnell schwimmen wie früher, aber das ist auch in Ordnung. Trotzdem zieht es mich noch immer in jeden Fluss, jeden See und jedes Meer, aber Chlorwasser muss es nicht mehr dauernd sein. Wasser ist und bleibt mein Element, nur übe ich jetzt zum Ausgleich häufiger einen festen Stand an Land und mache Yoga.

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